MI
30.06

Amstetten | Ein neues Leitbild für Amstetten



Im Rahmen der Stadterneuerung Amstetten (sam) präsentierten nun Politik, Regionalentwickler und (Landschafts)Architekten gemeinsam den Gesamtplan für die Umgestaltung der Zentrumszone.

In Kooperation zwischen Stadtgemeinde und Stadterneuerung Amstetten mit noe.regional sowie yewo landscapes und cima. präsentierten Bürgermeister Christian Haberhauer und Vizebürgermeister Markus Brandstetter nun den Gesamtplan für die Zentrumszone sowie einen Vorentwurf für die Innenstadtgestaltung.

Nach einer kurzen Videozuspielung wo Amstettner BürgerInnen sich mit „Ich bin sam“ klar zu einer lebens- und liebenswerten Stadt deklarieren, betont Bürgermeister Haberhauer, dass dieses großartige Projekt für ihn eine Herzensangelegenheit ist und die künftige Hauptplatzgestaltung nicht nur ein Leuchtturmprojekt ist, sondern die Strahlkraft hat, die eine Bezirkshauptstadt verdient. Er bedankt sich bei allen Akteuren, die am knapp zweijährigen Prozess beteiligt waren, insbesondere bei seinem Vize Markus Brandstetter, welcher der Motor der Bürgerbeteiligungsprozesse war, aber auch bei seinen Fraktionskollegen, den UnternehmerInnen, dem Stadtmarketing, der noe.regional mit Regionalbetreuerin Maria Huemer sowie den Verantwortlichen bei yewo und cima. Brandstetter ergänzt später, wie wichtig es ist, den öffentlichen Raum den Menschen wieder zurückzugeben als Ort der Begegnung, als Ort des Erlebens und als Ort des Genießens.

Danach erläuterte Mag. Stefan Lettner von der cima Beratung + Management GmbH den Stadterneuerungsprozess nach einer Grundlagenanalyse und drei Workshops (Angebot, Branchenmix, Immobiliennutzungen | Mobilität, Verkehrsberuhigung, Infrastruktur | Gestaltung, Verweilzonen, Aufenthaltsqualität, Bespielung). Zentrales Anliegen ist dabei die Stärkung und Belebung der Innenstadt. Neben der Gestaltung des öffentlichen Raumes und zukunftsfähigen Verkehrs-/Mobilitätslösungen stehen insbesondere auch die Ansiedlung nachhaltiger Angebotsformen sowie erfolgversprechende Leerstands-/Immobilienmanagement-Initiativen im Fokus. Zum Thema Verkehrsberuhigung divergieren zwar die Bedürfnisse der Bewohner, Konsumenten, Besucher und Unternehmer, doch einige Visionen verbinden sie sehr wohl: schöne, saubere, sichere Innenstadt mit historischer Qualität | interessanter Branchenmix, gute Geschäfte, keine Leerstände | gute Erreichbarkeit mit ausreichenden Parkplätzen. Dabei wurden insgesamt 14 Kriterien abgefragt, welche die Empfehlung ableiten lässt: Fußgängerzone nein - Begegnungszone ja“.

Daraus entstand nach Vor-Ort-Begehungen ein City-Check, der u.a. folgende Brachenmix-Charakteristika aufzeigt:
- insgesamt ca. 45.000 m2 Geschäftsfläche, davon rund die Hälfte im CCA.
- der Sortimentsbereich „Bekleidung und Schuhe“ ist im City-Branchenmix etwas unterrepräsentiert, weitere Angebotslücken gibt es bei Bionahrung, Edelhausrat und Wohnaccessoires. Zudem gibt es ein Manko bei „jungen, szenigen Gastrokonzepten“ sowie bei der höherwertigen Speisegastronomie.
- langgezogene Einkaufszone, die ab dem Bereich Unterer Hauptplatz/Wiener Straße eher als „autoaffin“ einzustufen ist. Ein durchgängig interessanter Branchenbesatz ist nicht gegeben und wird wohl auch schwer realisierbar sein.
- hohe Konzentration von Banken-EG-Flächen am Hauptplatz, leider genau in der Einmündung der CCA-Achse, wo eigentlich der attraktivste, konsumigste Branchenmix mit hoher Agglomeration stattfinden sollte.
- die Zone rund um den Spar-Neubau hat sich gut entwickelt. Es haben sich in den letzten Jahren einige spannende, attraktive Geschäfte entwickelt.
- die Leerstandsquote liegt bei ca. 13 %, was einem (noch) „durchschnittlichen“ Wert entspricht
- Amstetten verfügt über eine sehr konzentrierte Eigentümer-Struktur. Ein Viertel aller Shop-Einheiten bzw. 36% der Gesamtverkaufsfläche entfallen auf 10 EigentümerInnen.

Das SWOT-Profil zeigt die Stärken und Schwächen bzw. die Chancen und Risiken auf (siehe Foto 7). Das daraus entstandene Zukunftsprofil Innenstadt 2030 zeigt bei den Kriterien Ambiente, Gestaltung und Verkehr | Angebot, Branchenmix und Raumordnung | Immobilien, Wohnen und Leerstände | Marketing, Kundenbindung und Bespielung | Image, Marken- und Bewusstseinsbildung zum einen Ziele und Strategien und zum anderen Handlungsansätze auf (siehe Foto 8).

Danach präsentierten DI Dominik Scheuch und DI Karolina Petz vom yewo landscapes den 90-seitigen Handlungskatalog "Zentrumszone Amstetten", der sich in folgende vier Bereiche untergliedert: Den Ort entdecken | Impulse setzen | Amstetten gestalten | Wir starten jetzt.

Akkordierend zu o.a. Ergebnissen attestierten auch die Planer von yewo, dass das Herz Amstettens der Hauptplatz ist und daher anstelle einer permanenten Fußgängerzone eine Begegnungszone kommen soll, wo überwiegend Fußgänger und Radfahrer das „Sagen“ haben sollen und Autofahrer mit maximal 20 km/h zu Gast sind. Die Aktionen im öffentlichen Raum sind daher Aufenthaltsqualität und Atmosphäre schaffen | für unterschiedliche NutzerInnengruppen planen | Nutzungsoffenheit und Vielfalt forcieren | mehr nutzbare, öffentliche Räume erschließen. Weitere Aktionen für das Stadtbild und seine Architektur sind Gebäuderücksprünge gestalten und nutzen | die Identität der Stadt stärken | charakterstarken Schätzen eine Bühne geben | für Klarheit und Sicherheit sorgen. Aktionen für die Mobilitätswende und neue Wege sind den öffentlichen Raum verbinden und vernetzen | Ankommen und Umsteigen einfach ermöglichen | eine Parkraumstrategie erarbeiten / die Topografie optimal nutzen. Die Aktionen für den Grünraum und das Stadtklima sind den Bachlauf zugänglich machen | bestehenden Grünraum aktivieren | einen resilienten Stadtraum generieren | diversen und erlebbaren Grünraum schaffen. Dabei waren sich alle einig, dass Amstetten viel mehr Potenziale hat, die derzeit noch zu wenig erkannt, entdeckt bzw. genutzt werden. Das Profil dabei soll sein, Amstetten als dynamische und innovative Stadt in einer traumhaften Landschaft hervorzuheben.

Diese Potentiale bzw. Chancen wurden in einer „Schatzkarte“ zusammengeführt und grafisch dargestellt (siehe Foto 11). Geplant sind fixe und temporäre Bepflanzungen (bis zu 30 Bäume) für die rund ein Drittel der aktuellen Parkplätze (derzeit 24) in der Innenstadt weichen sollen. Dazu kommen soll ein urbaner Teppich sowie eine identitätsstiftende neue flexible, Möblierung - bestenfalls im Blau der Stadt. Neben dem Hauptplatz ist auch die Achse über die Rathausstraße zur CCA ein wichtiges Projekt. Hier sollen Parklets zum Verweilen im Freien einladen. Wichtig ist auch das öffentliche Ankommen am Bahnhof, quasi der erste Eindruck für Besucher unserer Stadt. Hier soll das Portal in die Mitte des Kreisverkehrs verlegt werden und die jetzige Grünfläche durch einen Pocket Park aufgewertet werden. Natürlich gab es auch Vorgespräche mit Eigentümern, private Flächen ins Gesamtbild zu integrieren. Am Beispiel Sparkassenpassage wird aufgezeigt, was auch hier möglich ist. Aufgezeigt wurde auch, dass selbst, wenn sich das Mobilitätsverhalten in den nächsten Jahren ändern wird, aktuell genügend Parkplätze vorhanden sind, die in kurzer Zeit fußläufig ins Zentrum führen. Sohin ist die Diskussion über ein weiteres Parkhaus vorerst auf Eis gelegt.

Dafür werden - vorbehaltlich der Zustimmung durch den Gemeinderat - fünf bis sechs Millionen Euro budgetiert. Noch heuer im Herbst soll ein europaweiter Planer-Wettbewerb ausgeschrieben werden, über welchen dann eine Jury entscheidet. Die Sanierung und Adaptierung des Zentrumbereichs soll bis 2024 finalisiert werden, der Zeitrahamen für die Fortführung des Projekts im Graben und der Wiener Straße erstreckt sich bis 2030.

1. Foto, v.l.n.r.: Bürgermeister Christian Haberhauer, DI Karolina Petz u. DI Dominik Scheuch (yewo landscapes), Mag. Stefan Lettner (cima.) u. Vizebürgermeister Markus Brandstetter

Babsi Zeitlhofer & Didi Rath
Published: 30.06.2021 - 21.00

Amstetten Stadtgemeinde


Rathausstraße 1,
3300 Amstetten