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22.10

Bayern - Blindenmarkt | Operetten-Frosch für "Der Schokoladensoldat"


Der erste BR-KLASSIK -"Operetten-Frosch" für die Spielzeit 2025/2026 geht an an die Herbsttage Blindenmarkt für "Der Schokoladensoldat" von Oscar Straus in der Inszenierung von Marcus Ganser.

Herbsttage Blindenmarkt - Der Schokoladensoldat 001

Los geht´s
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 mit einer gezeichneten Maschine auf der riesigen LED-Wand des Bühnenhintergrunds. Sie produziert - ebenfalls gezeichnete - Soldaten am Fließband, die dann über eine Rutsche dreidimensional auf der Bühne landen, ein wirkungsvoller optischer Effekt, der auf die Comic-Ästhetik der Aufführung einstimmt.…

Überzeugend
...wie Regisseur Marcus Ganser sein Konzept, die Operette als Comic zu erzählen, durchzieht und dabei trotzdem den inhaltlichen Aspekt dieses Anti-Kriegs-Stückes nicht vernachlässigt. Denn schon der Text, den Rudolf Bernauer und Leopold Jacobson 1908 nach der Vorlage von George Bernard Shaw verfasst haben, hat kabarettistischen Charakter. Und der wird hier besonders betont, schon durch den Titel Schokoldensoldat, satt Der tapfere Soldat. Das passt zur Comicwelt, die Regisseurs Marcus Ganser auch noch selbst gezeichnet hat. Diese Doppelbegabung führt dazu, dass Bühnenbild und Darsteller auf absolut hinreissende Art mit ihrer Zwei -, bzw. Dreidimensionalität spielen, wie zu Beginn bei der Soldatenmaschine oder wenn Nadina das zweidimensionale Bild ihres Helden Alexius von der gezeichneten Wand nimmt und plötzlich ein reales Bild in Händen hat. Das Ganze wird optisch mit graphischen Geräuschbeschreibungen wie „Karch! Knall Bumm!“ effektvoll kommentiert.

Erstaunlich
... wie gut das zur Operette selbst passt, deren kabarettistische Note durch die überzeichneten Kostüme von Anna Sophie Lienbacher und die groteske Choreographie von Lisa-Marie Rettenbacher noch verstärkt wird. Und auch die Darsteller spielen mit – als Comicfiguren in einer immer turbulenten Inszenierung, immer am Rand zur Karikatur, aber trotzdem emotional ernst genommen. Die Musiknummer werden pointiert ausgespielt, auch vom Kammerorchester Ybbsfeld, von Thomas Böttcher mit leichter Hand durch die kammermusikalische Partitur von Oscar Straus geführt, kommt es hier doch eher auf Nuancen als auf Wohlklang an. Selbst die Dialoge schnurren im Komödienton ab. Marcus Ganser gelingt das Kunststück, genau den Grad an Stilisierung zu treffen, den Operette braucht, um zu wirken - gerade dieses, relativ unbekannte Meisterwerk, das nur wenige Ohrwürmer und keine Duidu-Seligkeit zu bieten hat – durchaus anspruchsvoll für ein breites Publikum wie in Blindenmarkt, aber gerade für ein junges, wenig operettenaffines Publikum wie gemacht.

Hinreißend
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 wie die exzellent gecasteten jungen Darsteller diese Comic-Ästhetik locker mitmachen. Sie agieren dabei wie Menschen von heute, so dass die Probleme ihrer Figuren absolut nachvollziehbar werden. Egal ob sie eher überzeichnet sind wie der wunderbar steife Held Alexius von Lukas Johan, das schrille Girlie Mascha von Jasmin Bilek und das überkandidelte Elternpaar Christa Ratzenböck als Mutter und Georg Kusztrich als kriegsmüder, schrulliger Papa Popoff, eine komödiantische Glanzleistung! Oder ob die Figuren auf dem schmalen Gard zwischen Komik und Emotion balancieren wie das stimmlich zum Glück eher leicht besetzte, schauspielerisch absolut überzeugende Paar Lena Stöckelle und Martin Mairinger als Nadina und Bumerli - ein Schokoladensoldat zum Anbeißen!

Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-KLASSIK-Operetten-Boulevard ist begeistert und gratuliert den Herbsttagen Blindenmarkt zu großem Operettenmut!

„Wir sind in der ‚Königsklasse‘ gelandet“

Für Intendant Michael Garschall ist diese Auszeichnung etwas ganz Besonderes, spielen doch die Herbsttage Blindenmarkt damit in der „Königsklasse“ mit: „Eine Reihe der renommiertesten Bühnen Europas habe den Operetten-Frosch des Bayerischen Rundfunks schon erhalten, so zum Beispiel das Gärtnerplatztheater in München oder auch das Theater an der Wien. Das wir uns nun mit der diesjährigen Produktion des Schokoladensoldaten in diese Elite einreihen dürfen, ist wunderbar und eine Auszeichnung für das gesamte Team, deren Einsatz und Professionalität den Erfolg erst möglich gemacht haben“, so Garschall.

Foto (c) mostropolis.at/Oliver Gratzer

Textquelle (c) Homepage von BR-KLASSIK sowie Statement der Herbsttage